Seit über einem Jahr mache ich bei einem Präventionsprojekt mit und gehe wieder in die Schule. In ein paar Tagen steht eine Wahl an. Zwar ist Bildung Ländersache, aber es ist ein Dauerthema. Über meinem katastrophalen Werdegang selbst als Schüler*in habe ich schon zu genüge berichtet. Ich habe kein Hass gegenüber lehrende Menschen; hatte immer auch privat oder in der Freizeit mit Lehrmenschen zu tun und mit diesen gesprochen. Selbst war ich auf dem Gymnasium und auf der Hauptschule, habe Erwachsenenbildung in einem Berufsförderungswerk kennengelernt. In einer Behindertenwerkstatt habe ich zudem mit lernbehinderte Menschen zu tun gehabt. Mit dem ehrenamtlichen Projekt gehen wir nun in alle Schultypen. Selbst seit bald zwanzig Jahren aus der Schule, kann ich nun eine Zeitreise machen und habe einige Dinge beobachtet. Mir fallen ein paar Dinge auf.
Bildungspolitik, ich sehe fast nur die Phrase “Mehr Bildung” und stelle mir vor, wie durch ein viel zu kleinen Trichter noch mehr Lernstoff durch gequetscht werden muss. Mainstream Medien scheuen eine detaillierte und differenzierte Diskussion, es bleibt bei den Worthülsen.
Früher war Fleißarbeit wichtig, Schönschrift und auswendig lernen. Heute nun mehr Projektarbeit. Immer der Vorwurf an das Schulsystem, nicht auf das Leben vorzubereiten. In diesem Text werde ich nicht auf Lernstoff und Schulpläne eingehen, oder Lehrkräftemangel, sowie marode Schulgebäude. Dazu finden schon Diskussionen statt und über vieles weiß ich selbst viel zu wenig. Ich habe etwas beobachtet, werde teilweise etwas weiter ausholen. Es sind persönliche Aspekte.
Meine persönliche Beobachtung und Überlegung
Ich selbst kann mich unzureichend an die eigene Schulzeit erinnern, dafür hat sich mein Gehirn schon mehrmals umstrukturiert. Ich glaube nicht, dass Menschen allgemein anders sind, wie sie seit tausenden Jahren schon so sind. Beim heranwachsen jedoch ist die Veränderung bei jedem Menschen extrem.
Konzentration und sich fokussieren, was das mit Atmung zu tun hat? Den Kindern von heute wird eine Unruhe unterstellt. Ob Kinder unruhiger sind als vor zweihundert Jahren, weiß ich nicht. Die Idee ist, dass wenn lesen und schreiben erlernt ist, mit guter Konzentration und Ruhe Verschriftlichens gut aufgenommen werden kann. Mit Ruhe kann auch besser zugehört werden und das Fokussieren auf Inhalte verbessert werden.
Mir richtiger Atmung wird u.A. einiges therapiert. Angst und Panik Attacken, Schmerz zum Beispiel. Atmung beeinflusst das Gehirn. Stoffliche Substanzen wie Medikamente und Drogen sind einfache Abkürzungen mit nicht unerheblichen Nebenwirkungen. Wer gut Atmen kann, braucht keine Drogen. Als ausgewachsene Person richtiges Atmen zu lernen ist sehr viel schwieriger als als Kind. Es ist vergleichbar mit Sport.
Ich war vor ein paar Tagen in einer achten Klasse eines Gymnasiums. Mir fiel bei fast allen Kindern eine Kurzatmigkeit auf. Dazu leise piepende Stimmen. Ob das in dieser Klasse etwas mehr deutlich war und verbreitet ist, weiß ich nicht. Auch die Tatsache, dass diese Menschen ja noch wachsen, weiß ich zu wenig. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, diese Kinder sollten Atmen lernen. Ich habe erst als erwachsende Person den Vorteil einer tiefen entspannten Atmung gelernt.
Ich mag Singen eigentlich nicht, aber wenn ich z.B. alleine Auto fahre, singe ich manchmal. Musikunterricht kann viel Theorie beinhalten, Singen trainiert, neben Sport die Atmung und für die Stimmenbildung ist es sehr gut geeignet. Es gibt sehr einfache Übungen, die am Tag kaum Zeit verbrauchen, aber dauerhaft angewandt zur einer sehr deutlichen Stimme verhelfen können. Diese Fünf-Minuten-Übung am Tag würde in der Schule nicht schaden.
Die Kinder hatten Aufgaben schriftlich gelöst. Das Ergebnis wurde abgelesen. Abgelesenes hört sich häufig holprig an. Vorlesen ist sicherlich ebenfalls Training. Ich kann mich dann doch daran erinnern, wenn ich an ein Thema Freude hatte und mich dem Lerninhalt widmete, aber meine Schrift zu unleserlich war, dass ich es nicht auf schrieb, sondern es vorzog, vom leeren Blatt auf frei vorzutragen. Die mündliche Prüfung halt, vielleicht auch eine Typ Sache. Ich selbst habe durch das mühselige Mitschreiben während der gesamten Schulzeit zu viel Energie verbraucht, es ist kaum was hängen geblieben. Hätte ich mich auf das Zuhören fokussieren können, was meinem Lerntyp mehr entspricht, es wäre mehr im Kopf übrig geblieben.
Mit Meditation das Fokussieren üben. Da spielt die Klassengröße eine Rolle, eventuell auch die Größe der Schule. Die letzte von mir besuchte Schule hat über 2000 lernende und 170 lehrende Menschen, eine anonyme Atmosphäre. Ich selbst hatte noch eine kleine überschaubare Dorfgrundschule kennengelernt. Meditation findet kaum statt, wenige haben eventuell eine Veranlagung, die vorteilhaft ist. Eine Klasse mit 30 unruhigen Kindern zum meditieren zu bringen geht eher nicht. Da müsste früher und in sehr kleinen Gruppen etwas geschehen.
Ich kann mit vorstellen, dass es Spiele zum trainieren und meditieren geben kann. Ich habe dies altmodisch privat im Bezug zu Religion gelernt. Die religiöse Motivation zum Meditieren sollte prinzipiell immer auch mit kritischen Fragen einhergehen. Ich kenne Atem und Meditationsübungen aus dem Kindergottesdienst. Ob das ruhige sitzen im Gottesdienst kindgerecht ist, weiß ich nicht.
Ich kann mir aus uralten Zeiten vorstellen, dass sowohl, um etwas zu fangen, ein Mensch erst mal ewig lange ruhig auf der Lauere liegen muss, um dann blitzschnell zu reagieren, vielleicht selbst vor einer plötzlichen Gefahr weglaufen muss. Heute ist es etwas anders, im Straßenverkehr eventuell ist schnelles Fokussieren und reagieren dennoch wichtig.
Atmung und Meditation können das Gehirn steuern. Heute gibt es günstig, mehr als Spielzeug gedacht, Möglichkeiten das EEG, also die Gehirnströme auszulesen und im Form als Neurofeedback als Rückmeldung zu nutzen. Die medizinischen Anwendungen waren zu lange nur etwas Defektes ausgerichtet. Mit dem spielerischen Ansatz und der unmittelbaren Rückmeldung, die sehbar oder hörbar sein kann, lässt sich das Meditieren oder Fokussieren trainieren. Auch der Wechsel der beiden Modi ist erlernbar. Je nach dem, was gerade gebraucht wird. Gekoppelt mit bewusster und geschulter Atmung lässt sich der Vorgang beschleunigen.
2009 wurde in einer wissenschaftlichen, jedoch nicht medizinischen Messung mein EEG mit etwas hochwertigere Technik ausgelesen. Ich habe es ein wenig mit der Atmung beeinflusst. Wenn ich die Augen geschlossen habe, sehen meine Gehirnströme aus, wie von Menschen, die viele 10.000 Stunden Meditation hinter sich haben. In wie weit das mit meiner Sensibilität der Psychose und der Intelligenz zu tun hat, weiß ich wieder zu wenig, es könnte vermutet werden. Fest steht nur, wenn ich aufmerksam was mitbekomme und es mich interessiert, bleibt es jahrelang im Kopf erhalten. Leider habe ich 10 Jahre in einem anderen pharmakologischen Modus gelernt, als ich geraucht habe. Inhalte wurden mit dem Rauchen gespeichert. Jetzt rauche ich seit über 12 Jahren nicht mehr. Es kann durchaus sein, wenn ich wieder anfangen würde, dass das, was ich mit Rauchen gelernt habe, wieder in den Vordergrund rücken würde und das andere wieder verdrängen. Bei Drogen und psychoaktiven Substanzen, wann wurde was genommen und was wurde dabei als Inhalt im Gehirn im welchen Modus gespeichert, im welchen Modus abgerufen, wird kaum berücksichtigt. Es sind Trigger. Wenn ich jemals wieder Cannabis konsumiere, gelangt mein Gehirn in den gelernten Modus Psychose. Bei Traumata passiert ähnliches.
Also kann gesagt werden, wenn Jugendliche mit dem Rauchen z.B. anfangen und der pharmakologische Modus sich ändert, dass Gelerntes verdrängt wird. Wenn ein Mensch nach Jahren wieder aufhört und der Modus sich wieder ändert, verschiebt das wieder im Gehirn. Dazu können Hirnforscher bestimmt mehr sagen, da weiß ich zu wenig.
Was ist Zeit? Bei Klassenarbeiten gab es drei Möglichkeiten bei mir. Entweder ich hatte kein Interesse und hatte nicht gelernt, dann wurde ein leeres Blatt abgegeben. Oder es war sehr leicht, dann war ich 20 Minuten eher fertig. Oft aber reichte die Zeit nicht, ich schrieb zu langsam und dann war das Geschriebene nicht lesbar. Als ich mit dem ehrenamtlichen Projekt wieder in die Schule ging, ahnte ich nicht, dass der Pausen Gong mich triggern sollte. Beim letzten Schulbesuch, wie heute und seit 15 Jahren fast immer und bei diesem Besuch, guckte ich kein einziges Mal auf die Uhr. Dann war der Projekttag für die Kinder vorbei und ich schloss die Abschluss und Feedback Runde mit “… danke, dass wir als Gäste hier sein durften. Vielen Dank!” und es folgte sofort der Gong. Es da realisierte ich die letzten drei Sekunden. Für die Kinder war der Schultag zu Ende und dass ist im Idealfall punktgenau. Ich war in der Schulkind auch so, heute empfand ich das sehr traurig.
Ich kann verstehen, dass ein Zeitrahmen zum Schutz vor Verausgabung und Überbelastung Sinn macht. Damit komme ich zurück zur Schulpolitik und wie nach der Schule gearbeitet wird. Das System soll vergleichbar machen mit Plänen, Zeitrastern, Schubladen. Leute, die mich kennen, wissen um meine naiven Vorstellungen.
Hier ist meine Schulutopie:
Ein Kleingruppe von Wesen die geschult wird, ein bis drei Lehrende. Der Tag beginnt auch im Winter nicht im Dunklen, alle sind ausgeschlafen. Meinetwegen gibt es die frühen und späten Gruppen. Sollte aufwühlendes am Vortag das Einschlafen erschwert haben, wird das zunächst besprochen und gegeben Falls der Tag etwas einfacher gehalten. Zur Stimmenbildung wird eine kurze Übung gemacht, alle paar Tage eine Meditation und Atemübung. Da dies während der ganzen Schullaufbahn gemacht wird, brauchen diese Übungen kaum Zeit vom Tag. Schule soll Freude machen, sodass es kaum auffällt, dass der Schultag mal eine Stunde früher oder später endet. Wenn etwas so spannend ist, wird Abends vor dem Einschlafen noch etwas spezielles vermittelt.
Gute Ernährung, etwas Bewegung und erst jetzt kommen Lerninhalte, Wissen und das meinetwegen auch an einem aber nicht festgenagelten Plan.
Das Thema Ehrlichkeit lasse in diesem Beitrag außen vor. Als Kind hätte ich nicht gedacht, dass Erwachsene Lügen so leicht erkennen können. Ehrlichkeit beruht auf Gegenseitigkeit. Leider sind es manchmal eher die Erwachsenen, die Kinder täuschen. Das Prinzip des Durchmogeln zieht sich durch die ganz Gesellschaft. Ich selbst war eventuell ein wenig zu ehrlich.