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Bericht nach über eineinhalb Jahren

Tja, es ist über eineinhalb Jahre her, dass ich hier zuletzt berichtet habe. Es ist sehr viel passiert. Jedoch bin ich auch etwas gealtert. Tagesaktuelle Kurzberichte gab es über Twitter und Facebook. Hiermit hole ich das Schreiben nach.

2019 hatte ich die Arbeit als IT Admin bei der Bleiberger Fabrik in Aachen beendet, es war ein kleiner Zuverdienst. Ich bin sehr dankbar, dort gut mit dem Quereinstieg meinen Start hinbekommen zu haben. Ab Dezember 2019 durfte ich als IT Admin für eine*n Freund*in und Mathematiker*in in Teilzeit arbeiten. Mit dieser Tätigkeit konnte ich die Grundsicherung hinter mir lassen. Auch dafür habe ich große Dankbarkeit. Das freiberufliche ging bescheiden weiter, sowie der Rentenbezug.

Anfang 2020 machte ich für 2019 meine erste Steuererklärung im Leben, selber natürlich. Im Sinne der Inklusion war das ein riesen Schritt.

Doch 2020 sollte sehr, sehr anders werden.

Das alte Auto ging auf die 200.000km zu mit 15 Jahren. Es zeigte sich, dass auch bei diesem Kleinstwagen jährlich mindestens mit 800€ an Reparaturen zu rechnen sei. Ein Tag nach dem ersten Lockdown kam es dazu, dass es sehr günstig eine Renault Zoe im Angebot gab. Dreieinhalb Jahre alt, nur 8400km gelaufen, ein wenig teurer nur, als ein Hyundai Atos damals neu gekostet hat. Zwar nur mit dem kleinen 23kWh Akku. Das Autohaus brauchte Cash, das war deutlich zu spüren, ganz anderes als typische Autoverkäufe. Ganz plötzlich war ich elektrisch unterwegs. Den Atos hatte ich verschenkt. Noch monate später wurde der gesichtet, die Familie hatte hoffentlich was davon.

Mit dem kleinen Akku habe ich ein 480 km Reise gewagt. Der Akku ist in 50 bis 60 Minuten zu Zweidrittel geladen. Das obere Drittel dauert nochmal drei Stunden. Ich hatte vier mal geladen mit 1 Stunde und 15 Minuten jeweils. Die Reichweite war dann über 100km. Ich hatte etwas mehr eingplant. Ladesäulen können defekt sein oder die App hat kein Internet. Ein kleine Abenteuerreise.

Mit dem 23 kWh Akku war die weiteste Reichweite 185 km bei idealer Temperatur. Im Winter 2020/2021 konnte ich Fahrten bei 0°C und -10°C testen. Da kann die Reichweite schnell nur noch 80 bis 90 km sein und beim Laden wird nicht die 100% erreicht. Die Laderegelung versucht den Akku zu schonen.

Ende März 2020 habe ich die Coronasoforthilfe des Landes NRW (9.000€) beantragt. Es war relativ unklar, wie das alles werden würde. Auf dem Papier war ich berechtigt. Das Geld war zügig da. Die weltweite Geldpolitik erschien mir riskant, bin jedoch selber mit maximalen Risiko in Kryptowärungen eingestiegen. Die Kursentwicklung ist weitgehens bekannt. Ende November Anfang Dezember 2020 hatte ich die Coronasoforthilfe komplett dem Land NRW wieder zurück gezahlt. Die Kriterien auf dem Papier konnte ich nicht erfüllen, ich konnte Rechnungen weiter schreiben und hatte Gewinne. Eine neue Computerworkstation für meine virtuellen Server konnte gekauft werden.

Anfang 2018 bin ich in die Privatinsolvenz gegangen mit ca. 25.000€ Schulden. Der Kurs der Kryptowärungen war gut. Zum Stichtag 1.3.2021 konnte ich 35% der Schulden und die Verfahrenskosten an meine Insolvenzverwalterin zahlen und Antrag auf vorzeitige Restschuldbefreiung beim Amtsgericht beantragen. Der Antrag wurde bewilligt.

Wow, drei Jahre früher aus den Schulden.

Mit den Kryptowährungen ist das so eine Sache. Prove of Work und Profe of Stack werden für langfristige Spekulation entscheidend sein. Leute vergessen ihre Passwörter und verlieren ihre Keys, werden gehackt oder gleich ganze Börsen gehen unter. Die Akzeptanz wird sinken, wenn viele Menschen mathematisch hart beweisbar unwiederruflich ihr Geld verlieren. Der Ruf nach zentraler Instanz wird später wieder lauter werden. Die Analogie Bitcoin zu Gold ist falsch. Gold kann vergessen oder geraubt werden, irgendwo tauscht es wieder auf. Wenn Keys und/oder Passwort verschollen ist, gelangt kein Mensch daran zurück. Bitcoin ist deflationär, wer es glaubt. Das wäre der Fall, gäbe es nur Bitcoin. Quasi jeden Tag tauchen neue Kryptowärungen auf. Deshalb ist kann das nicht deflationär sein. Klar, Fiat Geld kann “nachgedruckt” werden, aber das verteilt sich dann auf immer mehr Blockchains. Meines erachtens ist der Kryptowährungsmarkt an sich inflationär. Mal sehen, wie lange die Tulpenmanie weiter geht, oder ob es da von Zeit zu Zeit Wellen gibt. Abwarten.

Ich bin von Langerwehe nach Düren umgezogen. In dieser Wohnung habe ich nun Wohnrecht. Das ist nicht selbstverständlich, es ist ein Privileg. Ich kann mittlerweile zig Punke benennen, die zu Genesung bei psychischen Erkrankung dazu beitragen. Relative gesicherte Wohnverhältnisse ist ein Punkt.

Ich hatte die Gelegenheit des Umzuges genutzt: Sachen verkaufen oder verschenken, Schrott in den Müll. Eine kleine Inventur. Ich habe viel Zeugs, dass darf nicht mehr werden. Wenn eine Sache neu dazu kommt, müssen zwei weg. Der Einräumprozess ist ins Stocken geraten. Ich bin blockiert, dazu gleich mehr.

Für die Arbeit ergibt sich eine neue Aufgabe, in fünfeinhalb Wochen soll es starten. Eine Teilzeitstelle als IT Admin. 120 Client PCs und zwei Serverschränke. Diesmal nicht alleine, ein Team. Dann gibt es etwas Rente, diese Arbeit mit zwölf Stunden die Woche und ein bis drei Stunden freiberufliche Arbeit. Es wird sich zeigen, ob das funktioniert.

Anfang 2021 habe ich meine Steuererklärung für 2020 wieder selber gemacht. Bin Steuerklasse sechs. Die Kommunikation mit dem Finanzamt geht gut. Da ich auffällig bin, gibt es eine verstärkte Begutachtung. Zumindest weiß ich nun, wie auch die Veräußerungen der Kryptowärungen in die Steuererklärung kommen. Zum ersten mal im Leben (bin 40 Jahre alt) zahle ich Einkommenssteuer.

Im März 2021 hatte ich Corona. Keine Ahnung, von wo das kam. Die Erkenntnis, dass auch eine niedrige Wahrscheinlichkeit dazu führen kann. Dem Gesundheitsamt stehe ich kritisch gegenüber. Als der Anruf kam, wurde gesagt, ich sei ja auf einer Hochzeit gewesen. Da hat sofort das Gehirn geschaltet. In der Psychiatrie lande auch sehr schnell falsche Informationen in der Krankenakte, raus bekommt man diese nicht mehr. Ich wusste sofort, alles was du sagst kann und wird gegen dich verwendet, auch die Leute, die du nennst. Ich habe meine Freunde nicht denunziert. Sie haben sich mehrmals getestet, ohne Meldung an das Gesundheitsamt.

Ich war drei Wochen in Quarantäne. Die letzten Tage bin ich die Decke hoch gegangen. Einige Tage gab es Sorge, dass die Psyche kippt und ich schaden nehmen könnte. Mit der Psyche ging es nochmal gut. Ich glaube Longcovid Symptome zu haben. Etwas schwerere Atem, ko wenn ich was trage oder zu Fuß gehe, sehr sehr müde, Konzentrationsprobleme. Und der Körper zittert. Ich weiß nicht, was da passiert. Die Ärzte wiegeln ab.

Ich hoffe, wieder fitter zu werden, für die neue Arbeit, um die Wohnung fertig zu räumen. Vielleicht fehlen mir die Menschen in echt. Das Psychoseseminar gab es 2020 gar nicht. Dies und die Freifunktreffen nur online, das ist irgendwie nicht wie sonst. Ach ja, Freifunk. Bei Freifunk Rheinland e.V. bin ich nun Kassenwart. Also neue Vorhaben sind viele da. Ich hoffe, das klappt. Freunde treffen, hoffentlich ganz bald.

Während dessen kühlt erst mal der heißgelaufene Kryptomarkt deutlich ab und ich muss mich an einiges neues gewöhnen. Nach eineinhalb Jahren bin ich ganz wo anders gelandet.